abc-Etüden - Sonntagnachmittag

Textwochen 43.44.20

Schmutzfink ist ein böses Wort, dachte sich die kleine Lehrerin. Niemals hätte sie so etwas zu...

einem Ihrer Schüler gesagt. Es gehörte nicht zu ihrem Wortschatz oder Gedankengut. Als sie dieses Wort nun vernahm, war sie peinlich berührt, weil sie es unwissentlich doch genau kannte und sogleich wusste, welch eine verletzende Aussage sich darin befand. Sie unterstellt jedem ihrer Schüler in der Handlung zumindest eine Absicht. Und solange diese Absicht ein Ziel verfolgte, würde sie niemals ein Ergebnis derart oberflächlich abwerten. Abstruse bis phantastische Kombinationen und Spielweisen öffneten ihr die Welt in eine neue Sichtweise. Toleranz ließ ihre Akzeptanz wachsen. Es hätte sie sehr gemopst, von sich selbst, nur weil sie es in diesem Moment noch nicht anzunehmen verstand, eine solch kleine Haltung wahrzunehmen. Wie fabelhaft eine Arbeit war, konnte man in seltenen Fällen auf den ersten Blick erkennen. Die meisten Werke mussten reifen, brauchten ihren Kontext, durften sich erst im Nachhinein entfalten, drangen leise in die Gegenwart ein, waren manchmal wie Fanfaren, die zum Aufbruch riefen oder mit einem Ruck die vorhandene Ordnung verrückten.

 

Sinnend ließ sie den großen Raum auf sich wirken. Die Menschen, wie sie plaudernd durch die Hallen schlenderten, gehörten zu dem großen Ganzen dazu. Genial gehängt war es, in all seinen Ausmaßen, sodass ein jeder darauf reagieren musste, ob es mit Ignoranz oder Interesse, angewidertem Abwenden oder neugierigen Untersuchen war. Bis in das Museum hatte es das Werk ihres Schülers geschafft. Stolz war sie auf ihn und ein klein wenig auch auf sich.

 

246 Wörter


Ich folge der wunderbaren Schreibeinladung für die Textwochen 43.43.20Die Wörter für die Textwochen 43/44 des Schreibjahres 2020 stiftete zum ersten Mal Judith mit ihrem Blog Mutiger leben. Sie lauten:

Schmutzfink
fabelhaft
mopsen

auf Irgendwas geht immer.(in der Hoffnung dass es jetzt Pling macht)

Die Spielregeln sind: Drei Begriffe in maximal 3oo Wörter zu verpacken, die Textart ist egal.


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Kommentare: 4
  • #1

    Christiane (Sonntag, 25 Oktober 2020 12:46)

    Hi Doro, tolles Bild, guter Text. Und endlich mal eine*r, die*der "mopsen" nicht in der Bedeutung von "klauen" benutzt! :-D
    Nein, es hat leider nicht gepingt, es pingt nur, wenn du die konkrete Schreibeinladung verlinkst, nicht meine Startseite. Bei der Startseite passiert rein gar nichts.
    Auch dir noch einen wunderbaren Sonntag! :-D

  • #2

    Doro (Sonntag, 25 Oktober 2020 13:08)

    Hallo Christine,
    Dank Dir für Dein Kompliment. Es ist mir eine Freude die Herausforderung in Wort und Bild zu finden. Immer wieder spannend, denn am Anfang weiß ich noch nicht, was am Ende zusammen sein wird. Herrlich, diese Wörter. Man muss erst richtig locker lassen um in Fahrt zu kommen :-D
    LG Doro

  • #3

    Judith Manok-Grundler (Dienstag, 27 Oktober 2020 12:11)

    An den Gedanken der Lehrerin teilhaben zu dürfen, empfinde ich als ganz wunderbar.
    Wie gut, dass sie sich selbst beobachtet - und auch auf sich stolz ist, nicht nur auf ihren schüler.
    Herzliche Grüße
    Judith

  • #4

    Doro (Dienstag, 27 Oktober 2020 19:04)

    Hallo Judith,
    das ehrt mich, dass Du mit der kleinen Lehrerin mitspürst. Herzlichen Dank und liebe Grüße
    Doro