Wie betäubt sitzt Mona auf dem gepflegten cremefarbenen Sofa.
Sie hat schon zu viele Worte verloren, um sich zu rechtfertigen. Es ist wieder soweit, es ist wieder geschehen. Sie blickt auf ihr scheinbar so anständig wirkendes Leben. Die Zwangsjacke der Vernunft freiwillig übergestreift scheint sie nicht nur ihr Lachen und die Freude an verrückten Dingen verloren zu haben, sondern auch die liebevolle Bewunderung um ihrer Selbst von ihrem Liebsten.
Das ist jetzt sehr schade. Beim sorgsamen Putzen ihrer Werkzeuge sinnt Mona bedauernd darüber nach. Zu bereitwillig und nachgiebig hat sie sich in die Form pressen und kontrollieren lassen, hat funktioniert und Vorstellungen erfüllt, lebt ein behagliches Leben. Unheimlich wohlig und bequem in dieser heilen Welt hat Mona sich in Sicherheit gefühlt. Um so wenig überraschend ist es im Nachhinein betrachtet, Grund und Anlass zu geben, mit diesem Wort tituliert zu werden. Wenn es nicht so traurig wäre, sie müsste lachen.
Aber jetzt ist es zu spät. Schon als Jugendliche musste Mona sich viel anhören. „Du wirst nie einen Mann abkriegen“, war eine der Prophezeiungen ihrer Mutter. Mona lächelt, denkt nur kurz an das kleine Missgeschick, dass ihre Mutter ereilte und spiegelt sich in der metallenen Oberfläche der frisch polierten Klinge. Ihre Mutter hatte nur bedingt Recht. Gekriegt hat sie einige und losgeworden ist sie diese auch wieder.
Die harte Schule der Kindheit wird ihr helfen, ihren Schmerz zu verkraften. Aufmerksam studiert Mona den Raum. Sie wird ihre Spuren wie immer von präziser Notwendigkeit gelenkt peinlichst genau verwischen und sich dann einfach verkrümeln. Ein neues Leben, ein neues Glück. Und kein bisschen spießig.
Ich folge der wunderbaren Schreibeinladung für die Textwochen 38.39.21:
Die Wörter für die Textwochen 38/39 des Schreibjahres 2021 stiftete Werner mit seinem Blog Mit Worten Gedanken horten. Sie lauten:
Prophezeiung
anständig
verkrümeln
auf Irgendwas geht immer.
Die Spielregeln sind: Drei Begriffe in maximal 3oo Wörter zu verpacken, die Textart ist egal.
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Texte und Bilder sind eine große Faszination für mich. Hier gibt es mehr davon.
Bilder erzählen ihre eigenen Geschichten.
Die Stimmungstafeln sind eine kleine Lockerungsübung mit Motiv, Text und Farbe zu spielen.
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Christiane (Samstag, 02 Oktober 2021 10:54)
Ich stelle fest, dass die Etüden allmählich wieder in ihren normalen Rahmen zurückkehren: Endlich ;-) mal wieder eine Psychopathin, die die Menschen umbringt, weil sie es kann ... Sehr beruhigend.
Eigentlich bin ich nicht für diese "Leichen pflastern ihren Weg"-Geschichten, weil es mir zu unrealistisch ist. Und zu einfach zu stricken. Aber die Faszination, etwas zu beschreiben, was man im echten Leben niiiiie täte, die verstehe ich durchaus ...
Ich hab deinen Link als Kommentar bei der Schreibeinladung eingetragen, und auf der Liste bist du morgen natürlich auch. Viel Glück mit deinem Netz!
Vormittagskaffeegrüße! :-D
Werner Kastens (Samstag, 02 Oktober 2021 13:33)
Eiskalter Mord.
„Wie eiskalt ist dies Händchen“ aus der Oper „La Bohéme“ kommt mir da in den Sinn und auch die Parodie dazu: „Wie eiskalt ist dein Hemdchen / erlaub mir daß ich’s wärme…“ Aber wenn sie die dann auch umbringt oder umgebracht hat ....
Und eiskalt in Worte gefasst.
Doro (Samstag, 02 Oktober 2021 19:15)
LiebeChristiane
Vielen Dank für Deine Unterstützung bezüglich der Vernetzung... Jaja, es gibt Dinge die man tun muss, ich konnte nicht wiederstehen.... die Geschichte hat sich mir einfach aufgedrängt und ich war schwach. Liebe Grüße Doro
Doro (Samstag, 02 Oktober 2021 19:24)
Oh lieber Werner,
ich liebe La Boheme sehr.... und genieße die ein oder andere blutrünstige BeziehungsOper. Jetzt wo du es sagst, fällt mir auf, ich bewundere die Freiheit derer, die die erzählerische Wendungen in die ein oder andere Richtig ausschlagen lassen und alles möglich scheint. Hemmungslos das Schicksal seinem Lauf zu lassen, Dramen die Klischees bedienen dürfen oder gar fürchterlicher als alles Vorstellbares ist, und zack schaut doch noch ein Happy End dabei heraus.... Es ist ja nur ein Spiel und zeigt uns doch so viel mehr....
LG Doro